18-jähriger Magdeburger steht bereits bei Bundestrainer Hagen Stamm im Notizbuch
Wasserball-Talent Christopher Bott will sich mit SCM in der 1. Liga freischwimmen


Ein Wasserballer mit großen Zielen: Christopher Bott. In spätestens vier Jahren will er für das A-Nationalteam ins Becken steigen. In dieser Saison soll der Bundesliga-Klassenerhalt mit dem SCM her. Foto: A. Ruland


Magdeburg - "Bott steigt hoch, setzt zum Wurf an - und hämmert den Ball in den Torwinkel." Jubel der Fans begleitet diese Ansage des Kommentators, der gerade einem Spiel des SCM beiwohnt. Der Sprecher und das euphorische Publikum befinden sich allerdings nicht in der Bördelandhalle beim Handball, sondern bei den Erstliga-Wasserballern des SC Magdeburg in der Schwimmhalle in der Diesdorfer Straße.

Seit seinem zwölften Lebensjahr geht Christopher Bott dort dem wohl härtesten Sport in einem Schwimmbecken nach. Schon vorher war er jedoch eine Wasserratte. "Für den Wechsel vom Schwimmen zum Wasserball ist mein Bruder Daniel verantwortlich. Er hat mich mal mit zum Training genommen und plötzlich war ich mittendrin", erzählt der 18-jährige Jugendnationalspieler.

Seitdem führt sein sportlicher Weg steil nach oben. Mit 16 Jahren spielte er bereits in der Regionalliga-Mannschaft, die 2000 den Sprung in die 2. Bundesliga schaffte. In der vergangenen Saison gehörte der auf Rechtsaußen der Vizemeistermannschaft des SCM an, erzielte 23 Treffer und reifte endgültig zum Führungsspieler heran.
Überrascht ist Bott von seinem schnellen Aufstieg nicht. "Ich stecke mir immer sehr hohe Ziele. Ich habe hart dafür gearbeitet, deshalb kommt es für mich nicht von ungefähr", so der Magdeburger, der schon als C-Jugendlicher zusätzliche Trainingseinheiten mit der ersten Mannschaft absolvierte.

Vor kurzem hatte Bott seine letzte internationale Bewährungsprobe im Jugendbereich bei den Europameisterschaften im türkischen Istanbul. Mit dem erreichten neunten Platz ist der Auswahlspieler allerdings nicht zufrieden. "Wir hatten eigentlich einen Platz unter den ersten Sechs angepeilt", sagt der ehrgeizige 18-Jährige. "Es war trotzdem ein Erlebnis gegen die Jugendmannschaften der großen Wasserballnationen aus Ungarn und Jugoslawien zu spielen. Da konnte man sich Einiges abschauen."

Bevor der Magdeburger für die A-Nationalmannschaft ins Wasser steigt, dürften nach eigener Aussage aber noch ein paar Jahre vergehen. "Ich rechne damit, dass ich in drei bis vier Jahren den Sprung schaffen kann." Bei einem Lehrgang konnte das Talent immerhin schon einmal die Atmosphäre im Team von Bundestrainer Hagen Stamm kennenlernen. Er profitierte dabei von Erkrankungen und Verletzungen einiger Stammkräfte.

Bott wäre der erste "echte" Magdeburger Nationalspieler, seit 1968. Damals strich die DDR-Sportführung die Sportförderung für die angeblich wenig medaillenträchtige Sportart, was zur Folge hatte, dass das Nationalteam mit einigen Magdeburger Spielern nur noch gegen Mannschaften aus dem Ostblock antrat.

Zunächst einmal steht für Bott aber das Abenteuer 1. Bundesliga auf dem Programm, das nach 13 Jahren Zweitklassigkeit durch den freiwilligen Verzicht des Düsseldorfer SC möglich wurde. "Ansonsten hätten wir es wohl über die Relegation gegen Rote Erde Hamm geschafft", sagt der 18-Jährige selbstbewusst und fügt hinzu: "Es ist für uns jedenfalls eine große Ehre, als einziges Ostteam in der Bundesliga zu spielen."

Schon zu DDR-Zeiten war Magdeburg eine Hochburg im Wasserball. Die Vorgänger des heutigen SC - Börde (später Aufbau) Magdeburg und Dynamo Magdeburg, die 1989 fusionierten - holten insgesamt 18 Meistertitel. "Vielleicht können wir an diese großartigen Erfolge aus der Vergangenheit anknüpfen", sagt Bott.

Am 8. November wird es ernst. Zum Heimspielauftakt wartet der SV Würzburg 05 auf den SCM. "Wir haben da noch eine Rechnung offen, die wir begleichen wollen", gibt sich Bott mit Blick auf das Pokal-Aus nach 4-Meter-Werfen in der vergangenen Pokalrunde kämpferisch. "Unser Saisonziel ist aber ganz klar der Klassenerhalt. Da dürfen wir uns nichts vormachen."

Bevor Bott aber gegen Würzburg ins Becken steigt, wartet noch ein anderer wichtiger Termin auf ihn. Am 1. Oktober beginnt seine zweimonatige Grundausbildung bei der Bundeswehr in Hannover. In der dortigen Sportfördergruppe will sich der Magdeburger für den Perspektivkader des Wasserballbundes qualifizieren, um als Sportsoldat seinen Dienst versehen zu können. Dies erscheint ihm der beste Weg, um Sport und Beruf unter einen Hut zu bringen - und die Gegner so richtig nass machen zu können.

Von Felix Gaber

(VS)