DER WASSERBALLER (Homo natans furens) aus einer Sportzeitschrift anläßlich der Olympiade 1936 in Berlin
Kraftbetonte
Schwimmer, die in ihrer Form zurückgehen, werden Wasserballer. Sie sind
meistens gut genährt, ziemlich rauflustig und gefräßig und fühlen sich am
wohlsten, wenn sie in Rudeln auftreten. Stets haben sie eine sehr laute Stimme,
ohne Wohlklang, und benützen diese, um mit dem Schiedsrichter zu debattieren
oder mit den Mitspielern zu streiten. Wasserballer gehören in die Kategorie der
Amphibien, doch meiden sie kaltes Wasser sehr gerne und sind oft nur mit Gewalt
hineinzukriegen. Im lauen Wasser fühlen sie sich wohl und benehmen sich so, daß
es schwächere Schwimmer immer vorziehen, fluchtartig an Land zu gehen. Wenn
sich Wasserballer am Land befinden, so sind sie fast immer hungrig. Am liebsten
verzehren sie große Portionen zu den regelmäßigen Mahlzeiten und kleinere in
den Zeiten dazwischen. Im Wasser werden sie mit Bällen gefüttert, am liebsten
die Stürmer, am wenigsten gern die Torleute. In Europa sind die Wasserballer
fast überall anzutreffen und hausen in allen Strandbädern. Mit dem Eintritt der
kalten Jahreszeit ziehen sie sich in die Hallenbäder zurück und sind daraus nur
sehr schwer zu vertreiben. Diese Amphibien sind aber auch in Amerika und Japan
heimisch, doch die beste Sorte gedeiht in Ungarn. Die ungarischen Exemplare
siegen fast immer. Wenn sie einmal nicht gewinnen, so brechen sie die
Beziehungen ab und sind sehr böse. Im Allgemeinen sind Wasserballer sehr
zutraulich, besonders zu Weibchen und lassen sich gerne füttern. Wild und
störrisch werden sie nur, wenn sie einen so genannten Schiedsrichter sehen, da
sich dann augenblicklich jeder benachteiligt fühlt. Sehr gerne gehen
Wasserballer auf Reisen. Sie bedecken sich dabei meistens mit negativem Ruhm,
sind aber sonst gut gelaunt, weil sie immer ohne Frauen fortfahren und dann
unbeschränkte Zeit zum Kartenspielen haben. Im Durchschnitt leben Wasserballer
streng abstinent, sie trinken höchstens Bier oder Wein und rauchen. Opium oder
Kokain nehmen sie aber nie. Geboren werden diese interessanten Geschöpfe als
Nichtschwimmer ohne Kopfbedeckung. Daher stehlen sie mit Vorliebe
Wasserballkappen, ohne aber jemals eine bei einem Spiel selbst zur Verfügung zu
haben. Diese rätselhafte Gewohnheit ist noch nicht ganz erforscht und
aufgeklärt, doch sind bereits namhafte Naturforscher und Kriminalisten damit
emsig beschäftigt. In seiner ersten Entwicklungszeit kommt es vor, daß ein
Wasserballer schlecht spielt. Später legt sich das und er spielt immer am besten
oder zumindest sehr gut. Sollte die Leistung schwach sein, so ist niemals er
schuldtragend, sondern entweder a) der Schiedsrichter oder b) das Wasser oder c) der Ball oder d) die Beleuchtung oder e)
das Essen. Sehr häufig kommt es vor, daß sich diese Punkte summieren, wodurch eine schwache Leistung zu einer geradezu achtungerweckenden Gesamtwirkung erwächst. Wasserballer pflanzen sich nur in männlicher Reihe fort. Sie beginnen schon in den mageren Jünglingsjahren mit den Ballübungen. Später setzen sie Fett an und werden unbeweglich. Dann sind sie nur sehr schwer aus einer ersten Mannschaft herauszukriegen. Sie werden dann zu "Alten-Herren-Mannschaften" vereinigt, in denen hauptsächlich das Foul-Spiel gepflegt wird.
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