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Magdeburg -
ein Zuschauermagnet im Wasserball
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Gegen Duisburg
98 soll der Erstligaaufstieg gesichert werden
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von Dr. Günter Schwill
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Wasserball in Deutschland von seinen Anfängen an, das war
Magdeburg. Die Brüder Rademacher, der Olympiasieg in Amsterdam 1928, das ist
allerbeste deutsche Wasserball-Tradition und weithin in der Öffentlichkeit
bekannt. Die Europameisterschaft 1934 in Magdeburg mit dem Gewinn der
Silbermedaille für Deutschland, immer waren hauptsächlich Magdeburger Spieler
an den Erfolgen beteiligt. Die beiden
bedeutenden Vereine jener Zeit waren
der legendäre "Hellas" und der Magdeburger Schwimm-Club von 1896.
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Der Magdeburger Dom - ein jahrtausendaltes
Wahrzeichen
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Auferstanden aus Ruinen......
Eine zweite Ära im Spitzensport erlebte Magdeburg zu Zeiten der DDR. Die
Sechziger Jahre standen im Zeichen des Polizeisportvereins
"Dynamo". Mit diesem Verein im Europacup und zugleich mit der
Nationalmannschaft bei Europameisterschaften und Olympischen Spielen waren
die Magdeburger auf internationaler Bühne die treibende Kraft. In
diesen Jahren lag die DDR im Wasserball leistungsmäßig weit vor
den
westdeutschen Mannschaften.
Daß weder die EM 1966 in Utrecht gewonnen wurde (Silbermedaille) noch der
Olympiasieg in Mexico-City gelang, führen Augenzeugen auf schwache, ja
parteiische Schiedsrichterleistungen zurück: Ein dunkles Kapitel des Sports
zu Zeiten des "Kalten Krieges".
Die Parteiführung der DDR riß nach den Vorkommnissen in Mexiko die Reißleine
und stieg aus dem Wasserball als Spitzensport aus. Die Folge: 20 Jahre lang
siechte der DDR-Wasserball. Nach der Wende war dieser Sport im Osten
Deutschlands Brachland.
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Deutschland als Olympiasieger
Die Brüder Rademacher an beiden Außenseiten
in der Mitte Trainer Dr. Nußbaum
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Dank bester Traditionen wuchs in Magdeburg in den
Neunziger Jahren mit dem SC Magdeburg eine neue Kraft heran. Von
zahlreichen führenden Persönlichkeiten seien stellvertretend Rolf
Bastel, der letzte DDR-Nationaltrainer, und Lutz Koch, international
erfolgreicher Schiedsrichter und heute noch Spielbeobachter des DSV, genannt.
Und auch die Aktion des Spandauer Alt-Internationalen Wolf-Rüdiger Schulz vor
zwei Jahren, anläßlich der EM-Qualifikation in Berlin alle
"Ehemaligen" aus Ost und West einzuladen, wurde zu einem vollen
Erfolg. Schulz selbst hatte als Spieler den Aufstieg der DDR erlebt, als 1964
beim Qualifikationsspiel um den Olympiaplatz für Tokyo
die DDR in der
Elbeschwimmhalle in Magdeburg die Bundesrepublik 3:1 schlug und sich dadurch
die Olympiafahrkarten sicherte.
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Deutschland Ost - Deutschland West
Die DDR nahm an den Olympischen
Spielen von Tokyo teil
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Zwischen damals und heute liegen Welten. --
Vor drei Jahren hatte sich der SC Magdeburg soweit konsolidiert, daß er
den Aufstieg
in die 2.Liga schaffte. Jetzt, wahrscheinlich schon heute im
Spiel gegen Duisburg 98, könnte der Aufstieg in die 1.Liga perfekt gemacht
werden. Damit begänne eine dritte Ära des Magdeburger Wasserballsports.
Insider halten es nicht für ausgeschlossen, daß sich Magdeburg innerhalb von
fünf Jahren die Deutsche Meisterschaft holt.
Die Magdeburger Presse fördert mit großen Artikeln diesen Trend:
"Aufstieg und neuer Zuschauerrekord" oder "Noch ein Sieg und
der SCM ist erstklassig" ist in bis zu fünfspaltigen Artikeln
nachzulesen. So nimmt es nicht Wunder, daß Magdeburg
"Zuschauerkrösus" der 2.Liga ist.
500 Zuschauer pro Begegnung,
davon träumt so mancher renommierte Erstliga-Club.
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Das deutsche Olympiateam für Tokyo
stehend von l.n.r.:
Ballerstedt, Thiel, Trainer Oelmann,Thiele, Höhne, Vohs, Schlenkrich.
unten v.l.: Schmidt, Schulze, Mäder, Kluge, Häßler, Wittig
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Den DSV kann es nur freuen, daß frische Impulse
kommen. Für DSV-Wasserballwart Voigt-Rademacher gab es schon am vergangenen
Wochenende in Genua beim Champions-League-Finale keinen Zweifel, daß
Magdeburg das Rennen macht. Dabei ist der direkte Widersacher Duisburger SV
von 1898 ebenfalls ein traditionsreicher deutscher Verein, der auf sieben
deutsche Meistertitel (3 vor dem 2.Weltkrieg, 4 danach) stolz sein kann. Mit
Bernd Weyer als Trainer steht der Mannschaft ein erfahrener Mann zur
Seite, der als Aktiver 1981 Europameister wurde.
Aber für Magdeburg spricht nicht nur der Heimvorteil
mit der Unterstützung des phantastischen Publikums, sondern auch ein
4-Punkte-Vorsprung in der Tabelle und eine wesentlich bessere Tordifferenz.
Auch Trainer Stefan Pieske braucht sich nicht zu verstecken. Als Spieler der
SG Dynamo wurde er 1978 DDR-Meister. Es war der letzte Titelgewinn der
Magdeburger nach einer zwanzigjährigen Erfolgsserie. Doch jetzt beginnt die
dritte Magdeburger Wasserball-Ära.
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