Staßfurt
- Der Bergbau war "Schuld", dass später in Leopoldshall ein Solbad
entstand. Den ersten Schächten auf Staßfurter Seite (Preußen) folgten
1858-1861 die Schächte Anhalt I und II - später Leopoldshall I und II in der
Bernburger Chaussee. Die "Goldgruben von Anhalt" förderten Kainit
und Carnallit für die Landwirtschaft von 1861 bis 1890. Doch die zunehmenden
Wasserflüsse erhöhten die Gefahr von Tagesbrüchen. Zuletzt wurden 7,5 m3/min
"gehoben", wie der Bergmann sagte, also 7,5 m3
"hochgepumpt".
Am 26 Juni 1899 kam es dann südlich des Hauptschachtes zum großen Tagesbruch,
der für große Unruhe unter der Bevölkerung sorgte, zumal es nicht der erste
"Gebirgsschlag" war. Nach Absperrung des Geländes maß man einen
Durchmesser von 140 m und eine Tiefe von 40 m (s. Bild).
Nun dümpelte das Gelände 25 Jahre vor sich hin. Wobei schon früher das
salzhaltige Wasser auffiel und der Gedanke sich breit machte, ein Bad zu
errichten. Das Ende des 1. Weltkrieges mit seinen wirtschaftlichen Folgen
(Inflation, Arbeitslosigkeit) ließen bis 1925 keine Ausführungen zu.
Erst mit Zunahme der Erwerbslosen ging man daran, den alten Gedanken wieder
zu beleben, ein "Solbad" zu errichten. Mit vielen
"Kipploren" und Feldbahnschienen wurde das Erdreich in Richtung
"Pollackenteich" und Umgebung transportiert.
Ab 1927 sah man schon, was es werden soll, denn Bürgermeister Max Eggert
betrachtete die Baustelle als "Chefsache". - Es wurde ein voller
Erfolg. Denn am 26. Mai 1929 wurde es für Leopoldshall ein Festtag. Das
"Solebad-Edelborn", wie es zu Anfang hieß, wurde eingeweiht.
Alle Sportvereine brachten auf den Sportplätzen ringsherum sportliche
Höhepunkte (Handball, Fußball, Turnen) dar. Dazu kamen Männerchöre sowie die
Anhaltische Bergkapelle. Die feierliche Eröffnung nahm Bürgermeister Eggert
um 15 Uhr vor. Das Strandbad wurde nun - bis 1945 - zum "Mekka"
vieler Bädegäste aus Dessau, Bernburg, Aschersleben bis Schönebeck, die
Staßfurter nicht zu vergessen.
Der Solegehalt war der höchste in einem Binnenbad in Deutschland.
Nach dem Einmarsch der Amerikaner am 12. April 1945 war es vorerst um das
Strandbad geschehen.
Die harten Winter 1945/47 machten aus den Baracken,- Verkaufsständen und
Umkleideräumen "Kleinholz" - die Kälte war eben schlimmer. Erst
nach geraumer Zeit wurde begonnen, wieder Ordnung zu schaffen. Der Magistrat
stellte Material zum Wiederaufbau zur Verfügung und Schwimmmeister Rabach
hatte die "Oberaufsicht".
Ständig wurden Umbauten (Abbau der Seilbahn und Rutsche) und Neubauten
(Toiletten, Bungalows) durchgeführt, unter der Leitung der Schwimmmeister
Remus, Korin, Sperling, Tempelhoff u.a..
Nach der Wende sorgten ABM-Kräfte weiterhin für Ordnung und Sauberkeit. Der
Bungalowverein, wenn auch nicht immer einig, sorgt jedenfalls in seinem
Bereich für saubere Verhältnisse.
Leider sind bis heute keine klaren Besitzverhältnisse vorhanden. Die Stadt
will es nicht mehr (Kostenfrage) - ein privater Investor findet sich nicht -
es blieben die Stadtwerke (Notversorgung). "Spitze" Wiegand und
seine Gattin sorgen jedenfalls dafür, das keiner an "Durst und
Hunger" leidet.
Von Udo Lippert
(LRSFT)
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