Von
Dietmar Fuchs, dpa
Düsseldorf - Es geht um viel Geld und um neu gewonnenes Renommee. Die
Weltliga-Premiere der deutschen Wasserballer ist für Bundestrainer Hagen
Stamm «eine vorgezogene Weltmeisterschaft».
Mit dem fünften Platz beim olympischen Turnier 2004 in Athen gelang dem Team
des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) nach langer Stagnation wieder der
Durchbruch. Stamm: «Die erstmalige Teilnahme an der Weltliga ist der
verdiente Lohn dafür.» Bis zum 14. August, beim «Super-Finale» in Belgrad,
spielen die 14 weltbesten Mannschaften um eine Gesamtprämie von 430 000
Dollar.
Doch vor dem möglichen finanziellen Lohn steht zunächst der
Einsatz: «Die Weltliga kostet erstmal. 25 000 Dollar Startgeld und die
Reisekosten für drei Turniere sind kein Pappenstiel», sagte Stamm. Die
Gegenfinanzierung sieht im Bestfall 100 000 Dollar für den Gesamtsieg
vor, 70 000 Dollar gibt es für Platz 2, 50 000 Dollar für Rang 3.
Für den 6. Platz gibt es 25 000 Dollar. Der Weltverband FINA schüttet
zudem 15 000 Dollar Antrittsprämie aus.
Stamm muss beim ersten Vorrundenturnier in Belgrad gegen die USA, den
Olympia-Zweiten und Europameister Serbien-Montenegro und den EM-Zweiten Kroatien
einen «Grand ohne Vier» spielen, wie der am 13. Juni 45 Jahre alt gewordene
Bundestrainer die Personalprobleme beschreibt. Der langjährige
Mannschaftsführer Patrick Weissinger hat seinen Rücktritt erklärt, Heiko
Nossek (SV Cannstatt) ist gesundheitlich angeschlagen, Tim Wollthan (Krefeld)
und Jens Pohlmann (Berlin) stehen für die Weltliga und die WM im Juli in
Montréal aus Studiengründen nicht zur Verfügung.
«Wir spielen nicht annähernd in Bestbesetzung», sagte Stamm. Immerhin ist der
Duisburger Tobias Kreuzmann nach seinem Doping- Freispruch durch den DSV
vorbehaltlich eines FINA-Einschreitens wieder spielberechtigt. Die Sperre
wurde vom Anti-Doping-Beauftragten des deutschen Verbandes am Montag
aufgehoben. «Ich befürchte, dass die FINA Härte zeigt», ließ der
selbstständige Unternehmer Stamm erkennen, dass er mit Sanktionen rechnet.
Ein FINA-Sprecher sagte der dpa, der «Fall Kreuzmann» sei bekannt, doch wann
der Weltverband Maßnahmen ergreife, sei ungewiss. Man wisse jedoch, dass vor
dem Weltligaauftakt Eile geboten ist.
In der unmittelbaren Vorbereitung auf die Weltliga blieb der zweimalige
Europameister Deutschland in der vergangenen Woche gegen den Olympia-Dritten
Russland in zwei Spielen ungeschlagen (5:5 und 14:8). «Doch jetzt gibt es
überhaupt keinen Spaßfaktor mehr», sagte Stamm, bei dem das WM-Turnier in
Kanada «absolute Priorität» hat. Nach dem Turnier in Belgrad ist der DSV vom
24. bis 26. Juni in Stuttgart Gastgeber des zweiten Weltliga-Abschnitts mit
den Gegnern Brasilien, Italien und Rumänien. Stamm will mindestens
Gruppen-Vierter werden, um sich für die Zwischenrunde (6. bis 10. Juli) in
Toronto und New York zu qualifizieren.
(dpa)
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