Von Richard Janssen, dpa
Montréal
- 3,5 Sekunden vor der Schlusssirene schlug die Stunde von Thomas
Schertwitis. Mit seinem Siegtreffer zum 9:8 über Australien bewahrte der
für Sintez Kasan in Russland spielende Jura-Student Deutschlands Wasserballer
im WM-Auftaktspiel von Montréal vor der Blamage.
«Ich war am Anfang noch ein bisschen verschlafen, bin aber dann noch
rechtzeitig wach geworden», stellte er später fest. Hellwach will das Team
nun gegen Griechenland antreten. Bundestrainer Hagen Stamm: «Da sind wir zwar
Außenseiter, aber warum sollen wir es nicht möglichen machen?»
Einen Nervenkitzel wie gegen Australien, als die Deutschen als Olympia-Fünfte
von Athen nach einer 5:2-Führung schon wie die sicheren Sieger aussahen und
dann noch fast verloren hätten, braucht Stamm nicht noch einmal.«Das hätte
nicht passieren dürfen», stellte er mit Blick auf die eklatanten Fehler im
mit 2:3 verlorenen Schlussviertel fest.«Wir haben ihnen die zweite Luft
gebracht.» Was Stamm eine «schwierige Sache» nannte, fand die Präsidentin des
Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Christa Thiel, auf der Tribüne «zum
Schluss als furchtbar nervig».
Die deutschen Wasserballer trainieren oft mit den Australiern, sind ihnen
laut Stamm fast freundschaftlich verbunden. WM-Geschenke waren aber nicht
eingeplant. Mannschaftskapitän Steffen Dierolf vom SV Cannstatt konnte sich
den plötzlichen Einbruch des Teams nicht erklären. «Wir haben ganz gut
angefangen und sind dann nervös geworden. Ich weiß auch nicht warum», sagte
der Maschinenbau-Student. Gegen Griechenland kann es nur besser werden. Stamm
hielt sich an eine alte Weisheit: «Das erste Spiel hat immer eigene Gesetze.»
Die Griechen, WM-Vierter 2003, jedenfalls ließen beim 11:4 gegen China nichts
anbrennen.
Im direkten Vergleich steht viel auf dem Spiel. Denn nur die vier
Gruppensieger rücken direkt ins WM-Viertelfinale vor. Die jeweiligen
Gruppen-Zweiten und -Dritten müssen eine zusätzliche Runde bestreiten. «Platz
eins», so Stamm, «wäre natürlich ein Traum.»
(dpa)
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