zurück

    DSV beurteilt WM-Übernahme mit viel Skepsis


    Von Dietmar Fuchs, dpa

    Berlin - Die erste Schwimm-WM in Deutschland seit Berlin 1978 wäre strukturell umsetzbar, doch vor den Kosten schreckt der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) zurück.

    «Weltmeisterschaften in Deutschland sind organisatorisch machbar, aber kaum finanzierbar», sagte vor dem Kurzbahn-Weltcup in Berlin DSV-Vermarkter Jürgen Greve. Verbands-Generalsekretär Jürgen Fornoff und Sportdirektor Ralf Beckmann schätzten die Kosten auf etwa 20 Millionen Euro.

    Der DSV begegnet einer kurzfristigen Übernahme der in Montréal aus finanziellen Gründen abgesagten WM skeptisch, obwohl Beckmann es «gut fände, wenn wir wieder mal ein solches Ereignis in Deutschland hätten. Der DSV ist in der Lage, Großereignisse gut über die Bühne zu bringen.» Das sehen auch Fornoff und Greve so, die Doppel-Europameisterschaften 2002 in Berlin (Langbahn) mit Kosten von etwa fünf Millionen Euro und Riesa (Kurzbahn) brachten dem DSV international nur Lob.

    Die Athleten würden eine WM im eigenen Land begrüßen. Weltmeister Thomas Rupprath (Hannover) sagte, «am schönsten wäre sie natürlich in Deutschland». Doch die Hürden scheinen zu hoch: «Das Gesamtpaket ist eine ganz, ganz schwierige Stemm-Übung», urteilte Beckmann. Geeignete Anlagen gibt es auch nach Ansicht von DSV-Präsidentin Christa Thiel nur in Berlin und München, doch selbst in diesen Städten ginge es bei 2000 WM-Startern im Schwimmen, Wasserball, Synchronschwimmen, Wasserspringen und Langstreckenschwimmen nicht ohne temporäre Lösungen. Interesse der beide Städte scheint allerdings zu bestehen.

    Doch Greve nannte die Kurzfristigkeit mit als größtes Problem: «Wo sollen wir sieben Monate davor noch geeignete Hallen bekommen?» Der Weltverband FINA, der Montréal die für 17. bis 31. Juli vorgesehene 11. WM am 19. Januar entzogen hatte, setzt im Haupt-Schwimmstadion auch entsprechende Zuschauer-Kapazitäten von 10 000 bis 11 000 voraus - das ginge in Deutschland nur mit hohen Zusatzkosten, die bestehenden Anlagen in der deutschen und bayerischen Hauptstadt sind zu klein. Zudem müssten nach Greves Angaben fünf 50-m-Wettkampfstätten vorhanden sein - doch auch hierfür wären die Kosten temporärer Einrichtungen zu hoch.

    Der DSV will sich in seinem Präsidium noch während des Weltcups in Berlin beraten, ob das Wagnis, sich bei der FINA als Interessent und potenzieller Ausrichter zu melden, eingegangen wird. FINA-Präsident Mustapha Larfaoui (Algerien) ist Gast in Berlin und wird mit Christa Thiel beim «Wasserball à la carte» in Spandau sicherlich darüber sprechen.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland 27 Jahre nach der WM in Berlin wieder ein Welt-Championat des Schwimmsports erlebt, ist allerdings klein. Die FINA hat Athen bereits um Prüfung gebeten, auch Dubai ist noch in der Diskussion. In Berlin machte allerdings auch Moskau die Runde, das russische FINA-Vorstandsmitglied Gennadi Aleschin jedenfalls wurde mit auffallender Fröhlichkeit gesichtet.

      
    (dpa)