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    08.09.2006 - Christian Ciemalla

    Hellas stellt Weichen - Mit jugendlichem Elan in Liga Eins bestehen

    Nach dem Rückzug des finanziell angeschlagenen amtierenden Meister SV Cannstatt bot sich den Wasserballern von Hellas Hildesheim die Chance in die höchste deutsche Spielklasse nachzurücken.  Vor dem knapp verpassten direkten Aufstieg hatte sich das Präsidium bereits mit diesem Thema beschäftigt und erste Weichen in Hinblick auf die bevorstehende  Bundesliga gestellt. Am Wochenende fiel nun das Votum des Vorstands einstimmig für den Aufstieg aus, Hellas hat damit den direkten Durchmarsch von der Regionalliga in die neustrukturierte Deutsche Wasserball-Liga 1 (DWL 1) geschafft und die Station "Zweite Liga" übersprungen. Im Hintergrund laufen beim Nordmeister nun die Vorbereitungen für die dritte Bundesligaperiode auf Hochdruck.

    Ausschlag für die Meldung gaben mehrere Punkte. "Den notwendigen Etat konnten wir in der Kürze der Zeit natürlich noch nicht endgültig sichern", so Vizepräsident Markus Weiterer über die finanziellen Voraussetzung, "aber wir sind sehr optimistisch, dass dies in den kommenden Wochen gelingt". Nicht nur die wirtschaftliche auch die sportliche Seite sehen die Verantwortlichen positiv. "Von den sechzehn Mannschaften können wir sechs potentiell schlagen, das hat uns bewogen zu melden", stellt die Vorsitzende Frauke Oppelt-Brager klar, dass der anvisierte Klassenerhalt trotz der schwierigen Situation für möglich erachtet wird. Ein kleines Fragezeichen gibt es allerdings noch, die Liga muss das nach den DWL-Wettkampfbestimmungen zu kleine Spielfeld im Wasserparadies genehmigen. "Wir glauben, dass das aber nur eine Formalität ist", so der neue Teammanager Eberhard Brager.

    Das Umfeld für die dritte Erstligaperiode der Hildesheimer Wasserballer, bereits 1987-91 und 1995-2000 waren die Hellenen erstklassig, scheint so bereitet, gearbeitet wird unterdessen auch an der Mannschaft. "Das endgültige Team hätte bis Ende August feststehen müssen, die DWL gewährte uns eine knappe Verlängerung bis zum 15. September. Wir verhandeln derzeit noch mit einigen Spielern aus der Region Niedersachsen", hofft Weiterer unterdessen auf gezielte Verstärkung für das aktuelle Team, dessen Grundlage die Vorjahresmannschaft bildet. "Alle Spieler haben per Handschlag verlängert", freut sich Weiterer. Erste Option bleiben die eigenen Jugendspieler, mit Clemens Fabig, Tobias Höhler, Daniel Weiterer und Ilja Immermann sollen mindestens vier der aktuell sechs Jugendnationalspieler im nächsten Jahr in der Herrenmannschaft Erfahrungen sammeln. Hier eröffnet sich aber auch ein Problem, den zwei der vier Spieler sind als Spieler des jüngeren B-Jugend-Jahrgangs erst ab dem 1. Januar für die DWL1 spielberechtigt.

    "Im Kern treten wir mit der A/B-Jugend sowie zwei bis vier Herrenspielern an", stellt Brager klar, dass es für Hellas nur um den Klassenerhalt geht. "Unser Konzept war eigentlich auf die Spielzeiten 2008 und folgende ausgelegt. Jedes Jahr rücken frische Jugendspieler nach und in der bevorstehenden Spielzeit wollen wir in allen männlichen Alterskategorien unter die besten sechs Teams in Deutschland kommen und auch einige Medaillen erringen", erklärte Frauke Oppelt-Brager, dass der Verein weiter auf die Karte "Jugend" setzt. "Vor jeder unserer zwei vorherigen Bundesliga-Generationen stand eine gute Jugendarbeit, während der Zeit in der Bundesliga wurde diese dann aber mangels Ressourcen wieder vernachlässigt, mit der Folge des Abstiegs. Unsere größte Aufgabe sehen wir daher darin, Jugend und Herren gleichzeitig zu entwickeln", so Oppelt-Brager weiter.

    Große finanzielle Investitionen in neue Spieler wird es so nicht geben, die Hellenen verschreiben sich weiterhin dem Amateurprinzip und wollen damit den Großen wie Meister Spandau trotzen. "Stars wird diese Mannschaft nicht haben, maximal Altstars", gibt Weiterer einen Wink, dass auch Wasserball-Größen wie Roland Weiterer, Heiko Ropers und Europameister Dirk Schütze gelegentlich die Kappen für die Hellenen schnüren werden. "Insbesondere zu den Schlüsselpartien im Frühjahr nächsten Jahres werden wir taktisch auch aus unserem großen Topf mit Erfahrungspotential schöpfen", so Weiterer mit einem Lächeln. Die erfahrenen Spieler könnten den jungen Talenten helfen, den kalten Sprung in die höchste deutsche Spielklasse und die Duelle mit Spielern, die gerade bei der EM in Serbien mit dem Bundesadler auf der Kappe ins Wasser gehen, zu bestehen. "Ob und wo Schütze & Co helfen können und wollen ist noch vollkommen unklar. Wir sollten uns mehr auf die Zukunft konzentrieren als auf die Altstars", stellt Weiterer unterdessen aber klar, dass dies nur eine kurzfristige Option für den Hellas sein wird.

    Die neustruktierte DWL wurde in dieser Spielzeit auf sechzehn Mannschaften aufgestockt und wird jetzt nach dem Vorbild der italienischen Liga gespielt, das heisst, in vier Vorrundengruppen mit je vier Mannschaften. Für die Hellenen stehen dabei anspruchsvolle Gegner auf dem Programm: Spandau 04, SSV Esslingen und SV Würzburg 05. Neben dem im letzten Jahr erstmals seit Jahren entthronten Serienmeister Spandau 04 können die Hildesheimer Fans dabei mit dem SSV Esslingen im Hildesheimer Wasserparadies einen weiteren Topclub sehen. "Esslingen ist ein erstzunehmender Titelanwärter, immerhin haben sie fast die halbe Mannschaft des letztjährigen Meisters SV Cannstatt übernommen", rechnet Hellas-Trainer Leonid Immermann gleich zwei der drei Vorrundengegner zu den Titelanwärtern. Die ersten beiden Teams der Vorrunde werden in die Meisterrunde einziehen, die Teams auf den Rängen drei und vier in die Abstiegsrunde, in der sich wohl auch die Hellenen wiederfinden werden.

    "Alleine gegen Mannschaften wie Spandau 04 ins Becken steigen zu dürfen, bringt gerade unsere jungen Spieler in ihrer Entwicklung einen großen Schritt voran", so Trainer Leonid Immermann, der aber trotz der schwierigen Situation an den Klassenerhalt glaubt: "Die Mannschaft kann sich in der ersten Phase finden und bei den Aufstiegsplay-offs der letzten Spielzeit, als wir nur knapp aufgrund der Tordifferenz scheiterten, haben wir gezeigt, dass wir mit den Teams in der Abstiegsrunde mithalten können". Die sportlichen Vorbereitungen laufen unterdessen auf Hochtouren, bergen aber ein weiteres Problem.

    "Trainingsmöglichkeiten", ist die Antwort von Frauke Oppelt-Brager auf die Frage nach der größten Baustelle in Hinblick auf die bevorstehende Erstligaspielzeit. "Die Erfolge der Schwimmer und Wasserballer machen Hildesheim zu einer absoluten Hochburg in Deutschland. Da muss sich in der Stadt kurzfristig einiges bewegen wenn das so bleiben soll", nimmt die Vorsitzende des Hellas auch die Verantwortlichen der Stadt in die Pflicht.

    "Mit den sich derzeit entwickelnden Strukturen und dem beeindruckenden Unterbau in der Jugend haben wir beste Chancen Bundesligawasserball in Hildesheim auf lange Zeit zu etablieren", so Oppelt-Brager, die hofft, dass die aktuell anbrechende Bundesligaperiode länger als die vorherigen vier bzw. fünf Spielzeiten andauert. "Aufgrund des nachrückenden Nachwuchses kann ich mir sogar vorstellen, dass wir in den kommenden Jahren uns bisher beste Platzierung in der höchsten deutschen Spielklasse, den achten Platz, einmal angreifen können", blickt die Vorsitzende unterdessen in die Zukunft, kehrt aber sofort in die Gegenwart zurück: "Jetzt zählt aber nur der Klassenerhalt und dass wir unsere gute Jugendarbeit fortsetzen".