zurück

    Britta Steffen setzt Rekordjagd fort

    Hamburg - Schwimmrekorde auf dem Center Court: Nicht nur für Tennis-Star Boris Becker war das Bild am Hamburger Rothenbaum "ungewohnt". Dort, wo der "rote Baron" früher um Spiel, Satz und Sieg kämpfte, setzte Britta Steffen ihre Rekordjagd fort.

    Deutschlands neuer Schwimm-Star verabschiedete sich mit deutschen Kurzbahnrekorden über 50 m (24,24 Sekunden) und 100 m Freistil (52,82) in den Urlaub. Antje Buschschulte schraubte den deutschen Rekord über 50 m Schmetterling bei den Hamburg Aquatics in zwei Etappen auf 25,73 Sekunden. Der Südafrikaner Roland Schoeman markierte in 20,98 Sekunden über 50 m Freistil einen Weltrekord. Models in Bikini und Badehose waren der Hingucker an Land.

    Für die Athleten gab es in dem 775 000 Liter fassenden mobilen 25-m-Becken auf dem roten Sand viel Geld zu verdienen. 15 000 Dollar kassierte Schoeman für seinen Weltrekord, dazu ein Auto im Wert von 35 000 Dollar für die beste Leistung nach einer Punktewertung des europäischen Schwimm-Verbandes LEN. Großverdienerin war auch die Magdeburgerin Antje Buschschulte: ihr deutscher Rekord war als zweitbeste Leistung 10 000 Dollar wert. Jeder Sieger bekam 1 500 Dollar. 450 000 Dollar schüttete Veranstalter Upsolut bei dem weltweit höchstdotierten Preisgeld-Schwimmen an die Athleten aus. Bei offiziell 13 000 verkauften Karten war das Schwimm-Wochenende der besonderen Art in den Schwarzen Zahlen.

    Gastgeberin Franziska van Almsick durfte ihre Nachfolgerin Britta Steffen beobachten. Ratschläge will "Franzi" der 22 Jahre alten Berlinerin nicht geben: "Sie muss ihren eigenen Weg finden", sagt sie. Britta Steffen, die bei der EM in Budapest mit einem Einzel- und zwei Staffel-Weltrekorden die Schwimm-Welt eroberte, sehnte in Hamburg die letzte Bahn im Wasser herbei, "dann ist Urlaub". "Ich bin müde", sagte sie nach ihren Rekorden.

    Seit Budapest wird sie von Kameras und Mikrofonen begleitet, das Telefon steht nicht mehr still. "Ich bin eigentlich ein ganz normaler Mensch und möchte mein Leben auch so weiter führen wie bisher", sagt Britta Steffen. Im Urlaub stehen Familie und Freunde auf dem Programm. In Hamburg konnte sie mit 2 250 Dollar für einen Finalsieg und einen zweiten Platz ihr Urlaubsgeld aufbessern. Ihr Urteil über die Aquatics: "Bombastisch." Die Magdeburgerin Antje Buschschulte wunderte sich nach ihrem Doppel-Rekord selbst: "Ich bin überrascht, dass ich noch so fit bin."

    "Schwimmen als Event hat Zukunft" - davon jedenfalls ist Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), nach der Premiere der 1,2 Millionen Euro teuren Veranstaltung mit einer Mischung aus Sport und Show überzeugt. Sie sieht darin eine interessante Ergänzung zum normalen Wettkampfprogramm. Für Franziska van Almsick sind die Aquatics schlicht "der Knaller". Weltrekordlerin Janine Pietsch (Ingolstadt) fand die Stimmung "gewöhnungsbedürftig, aber schön", Antje Buschschulte einfach "toll". Der Präsident des Weltschwimm-Verbandes FINA, Mustapha Larfaoui, hielt sich mit einer Bewertung zurück: "Kein Kommentar." Box-Weltmeister Wladimir Klitschko, der sich mit seinem Bruder Vitali im Wasserball versuchte, stellte fest: "Es ist schwer, schnell im Wasser zu sein".

    (Quelle: dpa vom 13.08.2006)