zurück

     

     

    Vater und Sohn Stamm wollen "die Großen ärgern"

    Peking - Mit der Nominierung seines Sohnes hat Bundestrainer Hagen Stamm die Zeit um fast drei Jahrzehnte zurückgedreht. Wasserball-Olympionike Marko Stamm ist die jugendliche Ausgabe des Vaters, der in den 80er Jahren als Nationalspieler einer der weltbesten Angreifer war.

    Der 19-jährige Marko ist das Ebenbild des jungen Hagen: groß, blond, gut gebaut, ein Adonis-Typ. Doch nur verglichen oder als Abbild des Herrn Papa dargestellt zu werden - das widerstrebt Marko Stamm: "Ich will mein eigenes Wasserball-Leben leben." Von den taktisch-spielerischen Vorgaben unterscheiden sich beide gewaltig: Hagen war Vollblut-Stürmer, Marko ist Konter-Spieler, dem völlig andere Aufgaben zukommen.

    Eine "menschliche Tragödie", wie Hagen Stamm den Ausfall seines langjährigen Spielführers Steffen Dierolf bezeichnet, zwang den Chefcoach zu der Eil-Maßnahme, den Filius in das Peking-Team zu beordern. Der 32 Jahre alte Esslinger Dierolf musste seine Karriere wegen eines Herzfehlers abrupt beenden - ein Schock für Stamm und die deutschen Wasserballer.

    Der Trainer musste schnell reagieren und innerhalb von zwei Stunden aus drei Kandidaten einen Nachrücker küren. Die Wahl fiel auf den eigenen Nachwuchs, "weil Marko die Dierolf-Rolle am besten ausüben kann". In der olympischen Auftakt-Partie am 10. August gegen den ehemaligen Weltmeister Serbien sollen "alle sehen, dass diese Entscheidung richtig ist", wie Hagen Stamm erläuterte.

    Der Vater äußert sich dennoch zwiespältig: "Vielleicht sieht man den Sohn überkritisch." Marko könne ja keinen Schritt tun, ohne dass der Papa es erfahre - zumal die Stamms im olympischen Dorf Tür an Tür wohnen. Das ist die eine Seite. Bei der Schilderung der anderen leuchten Hagen Stamms Augen, da ist die Freude über den Werdegang des Jung-Nationalspielers offensichtlich: "Marko ist so gut und so unbedarft. In dieser Frechheit ist er eine gute Ergänzung für die Mannschaft." Und wenn diese 120 Prozent zu leisten imstande sei, "können wir auch die Großen ärgern", sagte Stamm, der wie 2004 (Rang fünf) einen Platz unter den besten Acht erreichen möchte.

     

    (Quelle: dpa vom 08.08.2008)