Deutscher Schwimmsport vor Umbruch
Hamburg - Der deutsche Schwimmsport steht vor einschneidenden
Veränderungen. Neue Strukturen und neues Personal sollen den Deutschen
Schwimm-Verband (DSV) fit machen für eine erfolgreiche Zukunft nach Olympia
2008 in Peking.
Noch während der Europameisterschaften in Eindhoven in dieser Woche will die
Leistungssportkommission unter Leitung von DSV-Präsidentin Christa Thiel die
entscheidenden Vorgaben für die Zielvereinbarungen mit dem Deutschen
Olympischen Sportbund (DOSB) beschließen.
Geplant sind die Trennung der von Örjan Madsen
noch in Personalunion ausgeübten Ämter von Cheftrainer und Sportdirektor, die
Stärkung der Nachwuchsarbeit durch Schaffung eines weiteren hauptamtlichen
Postens und die direkte Anbindung der Stützpunkt-Trainer an den DSV.
Vorgesehen ist zudem eine Trainerstelle im Langstreckenschwimmen, das 2008
erstmals auf dem Olympia-Programm steht. Der Vertrag mit
Wasserball-Bundestrainer Hagen Stamm soll verlängert werden.
Thiel und Generalsekretär Jürgen Fornoff wollen den unter verkrusteten
Strukturen und vielen Machtkämpfen zwischen Heim- und Bundestrainern
leidenden deutschen Schwimmsport neu aufstellen. "Strukturen verändern,
Ziele festlegen und dann das Personal suchen, mit dem wir diese Ziele erreichen
können", beschreibt Fornoff die Devise. "Wir ändern die Struktur
komplett." Nach den Olympischen Spielen in Peking, wenn der Vertrag von
Madsen ausläuft und Bundestrainer Manfred Thiesmann in Ruhestand geht, ist in
Achim Jedamsky nur noch ein hauptamtlicher Trainer da. Fornoff: "Wir
haben eine Riesenchance für einen Neuaufbau."
Eine weitere Einbindung von Madsen ist nicht vorgesehen. "Derzeit
nicht", sagte Thiel der Deutschen Presse-Agentur dpa. Für die Nachfolge
des Norwegers gebe es zwar "Blindbewerbungen", im Moment wolle man
jedoch keine Namen diskutieren, sondern zunächst die Strukturen verändern.
Thiel: "Das verändert das Anforderungsprofil." Fornoff machte
deutlich, dass die Ämter Cheftrainer und Sportdirektor getrennt werden.
"Und es wird so sein, dass es kein Sportdirektor Schwimmen sein wird,
sondern ein Sportdirektor DSV für alle Fachsparten."
Diese neue hauptamtliche Kraft soll die Gesamtkoordination des
Leistungssports im DSV übernehmen. Thiel: "Das Modell des Deutschen
Fußball-Bundes mit Löw und Bierhoff kann für uns Vorbild sein." Dem
Cheftrainer Schwimmen könnten künftig ein Nachwuchstrainer und ein Coach
Langstrecke zur Seite sehen. Auch das Stützpunktsystem stehe auf dem
Prüfstand, sagte die DSV-Präsidentin. Arbeitsrechtlich sind die
Stützpunkttrainer bislang zu 100 Prozent bei den Stützpunkten angesiedelt und
deshalb außerhalb des direkten DSV-Einflussbereichs. Das soll auch deshalb
geändert werden, um künftig Widersprüche und Streitpunkte zwischen Heim- und
Bundestrainern zu minimieren.
Alle Stellen sollen nach der Absprache mit dem DOSB Mitte April
ausgeschrieben werden. Thiel macht bei der möglichen Schaffung einer
Trainerstelle Langstrecke allerdings eines deutlich: "Ich gehe davon
aus, dass die Ergebnisse von Peking diese Frage nicht unbeeinflusst
lassen." Erfolge beim Olympia-Debüt sind Grundlage für diese
Trainerstelle. Unabhängig davon soll die Vertragsverlängerung mit
Wasserball-Coach Stamm so schnell wie möglich erledigt werden. Thiel will
noch in Eindhoven die entscheidenden Gespräche führen. "Ich hoffe, er
bleibt", sagte sie. "Was Heiner Brand für die deutschen Handballer
ist, ist Stamm für die deutschen Wasserballer." Der Vertrag von
Springer-Bundestrainer Lutz Buschkow steht nicht zur Diskussion.
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