Schwimmer zum Erfolg verurteilt -
Hoffnung Steffen
Rom - Deutschlands
Schwimmer sind zum Erfolg verurteilt - Niederlagen könnten am Ende teuer
werden: Elf Medaillen lautet die Vorgabe für die am 17. Juli beginnenden
Weltmeisterschaften in Rom.
Je vier Podestplätze für Beckenschwimmer um Doppel-Olympiasiegerin Britta
Steffen und die Langstreckler sowie drei für die Wasserspringer sehen die
Zielgespräche zwischen dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) und dem Deutschen
Olympischen Sportbund (DOSB) vor. Misserfolge gefährden die künftige
Förderung, stellen die neue Leistungssport-Struktur infrage und erschweren
die Suche nach dringend benötigten Sponsoren. Britta Steffen will ihre
Sammlung mit dem noch fehlenden WM-Titel komplettieren. "Nichts mehr
beweisen zu müssen, ist auch eine schöne Motivation", sagt sie. Den Kurs
auf Sieg setzen will der DSV schon am 18. Juli bei der Vergabe der WM 2013:
Hamburg muss sich gegen Dubai und Moskau durchsetzen.
Rom könnte im Zeichen
der High-Tech-Anzüge eine Zeitenwende im Schwimmsport markieren - mit
Bestzeiten im Minutentakt und Weltrekorden als Massenprodukt. 2556 Athleten
aus 185 Ländern sind schon vor dem ersten Rennen Rekord. US-Superstar Michael
Phelps begnügt sich nach acht Goldmedaillen und sieben Weltrekorden bei
Olympia allerdings mit drei Einzel-Starts bei den insgesamt 65 WM-
Entscheidungen bis 2. August. Er ist nach dreimonatiger Sperre wegen der
Wasserpfeifen-Affäre in Gedanken schon bei den Olympischen Spielen 2012 in
London.
Temperaturen um 40 Grad werden die Athleten in der Ewigen Stadt ins Schwitzen
bringen. Bundestrainer Dirk Lange, der nach dem insgesamt enttäuschenden
Abschneiden der Beckenschwimmer in Peking das Zepter übernommen hat, ist
dennoch optimistisch. "Sie sind konkurrenzfähig", sagt er. Lange
hat nach personeller und struktureller Neuorientierung bereits eine
"Aufbruchstimmung" ausgemacht. Die Zeit der Ausreden ist mit der
freien Anzugwahl vorbei. Lange: "Alle haben weltweit jetzt das gleiche
Equipment und damit die gleiche Ausgangslage." Sportdirektor Lutz
Buschkow macht deutlich: "Ich erwarte, dass sie sich mit ihren
Leistungen an der Weltspitze orientieren." Selbstvertrauen sei gefragt.
"Das Schlimmste ist die Angst vor der eigenen Leistungsfähigkeit."
Britta Steffen hat der
Konkurrenz mit ihrem Fabel-Weltrekord von Berlin gezeigt, dass wieder mit ihr
zu rechnen ist. Und sie weiß, dass sie für den WM-Titel wahrscheinlich ihren
Weltrekord (52,56) knacken muss. Aber die 25-Jährige, die in Peking mit Gold
über 50 und 100 Meter Freistil die DSV-Bilanz rettete, sieht für sich noch
Potenzial: "Ich bin nicht optimal durchgekommen. Ich bin gespannt, wie
es bei der WM werden wird."
Auch Rückenspezialistin Daniela Samulski (Essen) ist überzeugt, dass sie für
den WM-Titel über 50 Meter ihren Weltrekord (27,61 Sekunden) in die
Vergangenheit schicken muss. "Der wird nicht reichen."
Europarekordler Paul Biedermann (Halle/Saale) greift über 200 Meter Freistil
gegen Phelps an, stapelt aber tief: "Ich will wie bei Olympia unter die
ersten Fünf." Helge Meeuw (Frankfurt/Main) ist über 50 Meter Rücken
einiges zuzutrauen. Bis zum Beginn der Becken-Wettbewerbe am 26. Juli bereiten
sich die Schwimmer in einem Trainingslager 400 Kilometer von Rom entfernt auf
die im Freibad ausgetragenen WM-Rennen vor.
Für die Wasserspringer wird es schon am ersten
Tag der WM mit der Entscheidung vom Ein-Meter-Brett der Männer ernst. Nach
dem Generationswechsel und dem Karriere-Ende von Leistungsträgern wie Ditte
Kotzian und Andreas Wels tragen vor allem die Männer die
Medaillen-Hoffnungen. Chancen sieht Buschkow in den Synchron- Wettbewerben
vom Turm bei Männern und Frauen und vom Turm der Männer.
Selbstbewusst starten die Langstreckenschwimmer in die WM. "Natürlich
will ich wieder gewinnen", sagt der sechsmalige Weltmeister Thomas Lurz.
Der Olympia-Dritte aus Würzburg will es am Lido di Ostia im Mittelmeer über
fünf und zehn Kilometer wissen. Medaillen trauen sich auch Angela Maurer
(Wiesbaden) und Britta Kamrau-Corestein (Rostock) zu. Für die
Wasserball-Männer hat Bundestrainer Hagen Stamm einen Platz unter den Top
acht ausgegeben. Für die Frauen ist dieses Ziel angesichts der harten
Vorrunden- Gruppe ein schweres Unterfangen.
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