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Schwimm-Verband wird 125 - Thiel konsolidiert DSV
Berlin
- Beim Feiern ist der DSV seiner Zeit voraus. Bereits am 1. April begeht der
Deutsche Schwimm-Verband mit einem Festakt in Berlin sein 125-jähriges
Bestehen. Dabei gründete sich die Dachorganisation fünf olympischer
Sportarten mit heute knapp 600 000 Mitgliedern am 8. August 1886.
31 Vertreter aus neun Vereinen fanden sich damals im "Brandenburger
Haus" der Hauptstadt zusammen. Erster Präsident wurde der Magdeburger
Carl Miller, Schriftführer sein Vereinskollege Max Hille, der 24 Stunden
zuvor als erster deutscher Brettsprung-Meister Eingang in die Annalen fand.
Am Ufer
der Spree treffen sich 125 Jahre später aktive und ehemalige Sportler,
Trainer und Funktionäre. Die Präsidenten des Weltverbandes FINA und des
europäischen Verbandes LEN sowie der Chef des Deutschen Olympischen
Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, feiern mit DSV-Präsidentin Christa Thiel und
gut 200 Gästen. "Ich denke, wir sind wirtschaftlich auf soliden Füßen,
wir dürfen sehr zufrieden sein", sagte die Wiesbadener Rechtsanwältin,
die 2000 einen fast insolventen Verband übernommen hatte. DOSB-Vize und
LEN-Schatzmeisterin Thiel ist noch bis Herbst kommenden Jahres gewählt und
könnte dann auf die zweitlängste Amtsperiode der bislang 19 DSV-Präsidenten
zurückblicken.
Ob sie weitermacht oder neue Aufgaben anstrebt, lässt die resolute Juristin
offen. Durchhaltevermögen bewies sie nicht nur 2009, als sie nach der
Kündigung des Hauptsponsors (adidas) eine im Verband zunächst umstrittene
Beitragserhöhung durchsetzte und mittels Kürzungen den DSV wieder in ruhiges
Fahrwasser steuerte. "Ich wünsche dem Verband, dass er finanziell so
stabil bleibt, wie er es jetzt ist", lautet ihr Geburtstagswunsch.
Länger
als Thiel war nur Berliner Georg Hax im Amt, der 1894 im Alter von 23 Jahren
erstmals gewählt wurde und bis 1903 sowie noch einmal von 1930 bis 1941
amtierte. Im Olympia-Jahr 1936 wurde der DSV in den "Deutschen
Reichsbund für Leibesübungen" eingegliedert. Zu diesem Zeitpunkt war der
Breslauer Walther Binner als bislang einziger deutscher Präsident an der
FINA-Spitze (1932 bis 1936) von den Nazi-Machthabern längst kaltgestellt.
Selbst zu den Europameisterschaften in Magdeburg 1934 durfte er nicht reisen.
Erster deutscher Meister war Wilhelm Krüger. Bereits 1883 gewann der
Hamburger den Titel über die "englische Meile" (1609 Meter) in
41:03,0 Minuten. Erster deutscher Olympiasieger wurde 1900 bei den Spielen in
Paris der Bremer Ernst Hoppenberg über 200 Meter Rücken und in einem
200-Meter-Mannschaftsschwimmen. 28 Jahre später holten die Wasserballer mit
dem legendären Erich "Ete" Rademacher aus Magdeburg als Torhüter
olympisches Gold in Amsterdam . Er hatte bereits zwei Jahre zuvor bei den
ersten Europameisterschaften in Budapest über 200 Meter Brust und über 4 x
200-Meter-Freistil gewonnen.
Danach
sorgten unter anderem Olga Jensch-Jordan, Ursula Happe, Wiltrud Urselmann,
Herbert und Hans-Joachim Klein, Gerhard Hetz, Hans Faßnacht, Peter Nocke, der
spätere und letzte Präsident des NOK für Deutschland, Klaus Steinbach, oder
"Albatros" Michael Groß für Erfolge. Nach dem Fall der Mauer und
der Vereinigung beider deutscher Verbände war Franziska van Almsick der erste
gesamtdeutsche Star - 1994 und 2002 verbesserte sie über 200 Meter Freistil
den Weltrekord, der Olympiasieg blieb ihr bei vier Spielen indes verwehrt.
Derzeit sind das "Traumpaar" Britta Steffen und Paul Biedermann die
einzigen deutschen Weltrekordinhaber. Die Doppel-Weltmeister von Rom 2009
sind im Becken die großen Trümpfe für die WM im Juli in Shanghai und Olympia
2012 in London.
Der DSV, der nach den Weltkriegen zweimal international geächtet
wurde, gehörte zu den Gründungsmitgliedern von FINA (1908) und LEN (1927).
Tag der DSV-Neugründung nach dem Krieg war der 21. August 1949. Am 19.
Oktober 1990 wurde in Hannover der Beitritt des 1958 in Zeitz gegründeten
Deutschen Schwimmsport-Verbandes (DSSV) der DDR in den DSV besiegelt.
Rechtzeitig zur 125-Jahr-Feier erhielt der DSV mit Ausrichter Berlin den
Zuschlag für die Schwimm-EM 2014.
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