zurück |
|
|
Stamms letzte Wasserball-Mission: Noch mal Olympia
Shanghai - Den Gedanken an die Zukunft schiebt Hagen Stamm weit von sich - und doch kreist derzeit fast alles um die Zahl 2012. Die Olympischen Spiele in London sind das letzte große Ziel des Wasserball-Bundestrainers. Danach will der 51-Jährige aufhören, mehr Zeit für Familie und Firma haben. Wie das gehen soll, der deutsche Wasserball ohne sein Synonym Hagen Stamm, das ist für ihn (noch) kein Thema. "Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, jetzt habe ich erstmal andere Sachen im Kopf", sagt Stamm. Serbien ist im Viertelfinale der Schwimm-WM am Dienstag in Shanghai die Hürde auf dem schweren Weg zum ersehnten Olympia-Ticket. Seit Wochen brütet Stamm darüber, wie der WM-Sechste von 2009 dem Titelverteidiger und Topfavoriten ein Bein stellen kann. "Es wäre ein Traum, sich zu qualifizieren. Wir sind klarer Außenseiter, alles andere als eine glatte Niederlage wäre eine Überraschung", beschreibt Stamm die Kräfteverhältnisse. Bei der EM setzte es vor einem Jahr verletzungsgeschwächt eine deftige 3:17-Schlappe. Das hat Stamm ebenso nicht vergessen wie den Überraschungssieg in der Weltliga. Nun fehlen aber in Florian Naroska und wahrscheinlich Torhüter-Urgestein Alexander Tchigir wieder Schlüsselspieler. Das kann einen Hagen Stamm zwar beeindrucken, entmutigen lässt er sich davon nicht. "Angst kenne ich nicht, erst bei der Schlusssirene gebe ich auf", lauten zwei seiner Maximen. Über sich selbst spricht Stamm nicht so gerne - und ist doch nicht zuletzt wegen seiner markigen Sprüche die dominierende Person des deutschen Wasserballs. Die Liste seiner Erfolge ist lang. In über 300 Länderspielen wurde er 1981 und in Bonn 1989 Europameister, holte 1984 bei den Boykott-Spielen von Los Angeles Olympia-Bronze. Mit den Wasserfreunden Spandau 04, dessen Präsident er heute ist, gewann Stamm 14 deutsche Meistertitel und viermal den Europapokal. Nach der verpassten Olympia-Qualifikation 2000 wurde er Bundestrainer und führte das Team zu den folgenden Spielen und immer weiter an die Weltspitze heran. "Wir sind von Jahr zu Jahr besser geworden und haben vor keinem mehr Angst. Wir sind in der Lage jeden zu ärgern, aber auch gegen jeden zu verlieren", sagt Stamm über die Lage des deutschen Wasserballs. Mit Sohn Marko und Schwiegersohn Marc Politze hat Stamm familiäre Bande in seinen Reihen. Das spielt aber dann keine Rolle, wenn einer der beiden nicht im Sinne des (Über-)Vaters spielt. Da ist der Sohn auch mal der "Hosenscheißer" der einen "Flop" produziert. Bei allen deftigen Sprüchen, die der PR-Experte in Sachen Wasserball nach und vor einem Spiel heraushaut, im Spiel selbst sieht er sich als Trainer oft ohnmächtig am Beckenrand stehen: "Ich bin nur der arme Tölpel, der draußen schreit." |
|
publiziert am 25.07.2011 Volksstimme online |