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Vor DOSB-Tagung: Verbände wollen Zukunfts-Sicherheit
Berlin - "Kurzanalyse der Olympischen Spiele". Dieser Tagesordnungspunkt ist an diesem Dienstag auf der Sitzung des DOSB-Präsidiums nur einer von vielen - aber er birgt Brisanz und dürfte auch künftig Zündstoff liefern.
Vor allem jene Verbände, die in London weit hinter den Erwartungen und Prognosen zurückblieben, werden im Fokus stehen: Schwimmer, Fechter, Schützen, Segler. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat alle Verbände in einem Fünf-Punkte-Papier um eine erste Stellungnahme gebeten.
"Das DOSB-Präsidium wird sich mit dem Thema befassen. Wir versuchen rasch, die frischen Eindrücke zu bekommen. Für die detaillierte Olympia-Auswertung gibt es aber eine Zeitschiene", sagte DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard Schwank am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Anfang November wird die Analyse auf der Bundestrainer-Konferenz vertieft; Gespräche über die neuen Zielvereinbarungen werden laut Schwank "Anfang Januar" beginnen.
Für den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) ist die Diskussion über die Leistungssportförderung keineswegs beendet. Der Verband werde "diese Prinzipien infrage stellen und dazu in der kommenden Woche eine Stellungnahme veröffentlichen", teilte der DTTB am Montag in einer Presseerklärung mit. In dem Schreiben äußert der DTTB Zweifel unter anderem daran, "ob die jetzigen, aus Steuergeldern finanzierten Investitionen in den Leistungssport auf gesellschaftspolitischen Nutzen für das ganze Land abzielen" und ob sie nach verständlichen und transparenten Kriterien verteilt werden.
Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) war in London völlig baden gegangen: Acht Medaillen, davon zwei aus Gold, waren das Ziel - Silber für Freiwasser-Spezialist Thomas Lurz blieb das einzige Edelmetall. "Der DSV hat Position bezogen und die fünf Punkte beantwortet. Darin sind auch die Antworten zu möglichem Änderungsbedarf integriert", sagte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Bei der Analyse handele es sich um "ein internes Arbeitsmaterial für den DOSB".
"Es fehlt an Handlungsfähigkeit, es werden Mittel geblockt", kritisierte Ewald Voigt-Rademacher, Chef der DSV-Fachsparte Wasserball. Ihm lägen "eine Vielzahl an Bewerbungen" für die neu zu besetzenden Stellen der Wasserball-Bundestrainer Männer und Frauen vor. "Aber es kann keine Entscheidung getroffen werden", beklagte Voigt-Rademacher. "Der DOSB steht nach Olympia drei bis vier Monate still. Ich habe händeringend versucht, beim DOSB einen Termin zu bekommen."
Fechter- und Schützenbund haben nach ihrem unbefriedigenden Olympia-Abschneiden mehr finanzielle Mittel für Projekte und Trainerstellen gefordert. Der Deutsche Fechter-Bund (DFB) beklagt, "dass wir leider noch keine finanzielle Planungssicherheit haben". Deshalb gehe man vom Status quo des Jahres 2012 aus. "Dieser Zustand verunsichert natürlich", sagte DFB-Sportdirektor Sven Ressel der Nachrichtenagentur dpa.
Die deutschen Fechter hielten im Optimalfall viermal Edelmetall für möglich und bekamen in London je einmal Silber und Bronze. "Ideal wäre es natürlich, wenn wir alle unsere Bundestrainer über den DFB anstellen könnten. Da müssten die entsprechenden öffentlichen Zuwendungen jedoch enorm steigen", erklärte Ressel. "Und das ist nicht zu erwarten." Man könne nicht Mittel "von unseren Topkadern abzwacken, um den Nachwuchs besser zu fördern".
Die Schützen gingen in London völlig leer aus - und wollen künftig noch stärker auf den Nachwuchs setzen. "Der eingeleitete Verjüngungsprozess läuft gut, den müssen wir aber finanziell abstützen. Das ist durchaus eine Forderung", betonte Heiner Gabelmann, Sportdirektor des Deutschen Schützenbundes (DSB), am Montag auf dpa-Anfrage. "Es geht um eine neue Orientierung für die nächsten Jahre bis Olympia 2016 in Rio."
Die jungen Schützen müssen konkurrenzfähig bleiben "und in der Lage sein, schon in Rio die Hauptlast im erhofften Medaillenaufkommen zu tragen", forderte der Sportdirektor. "Wir brauchen eine Schwerpunkt-Umlagerung", erklärte Gabelmann: Weniger Mittel für die Weltcups, mehr Geld für den Nachwuchs, um auch künftig die Teilnahme an den internationalen Meisterschaften abzusichern.
Fest steht bereits, dass der deutsche Sport 2013 eine etwas geringere Förderung erhalten soll als in diesem Jahr. Das Bundesinnenministerium sieht im Haushaltsentwurf Ausgaben von 129,2 Millionen Euro vor. Im Olympia-Jahr 2012 waren es 131,7 Millionen. |
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Quelle: dpa , Volksstimme online vom 17.09.2012 |